
… Antike Statuen geben das Selbstverständnis einer Gesellschaft, ihre Werte und ihre Ideale wider …
Die dritte Ausgabe der X vs Y-Reihe stellt zwei Größen des antiken Theaters gegenüber: den Tragiker Sophokles und den Komödiendichter Menander.
Sophokles lebte im 5. Jh. v. Chr. in Athen und schrieb Tragödien über Mythen. Zudem bekleidete er viele öffentliche Ämter, was auch die Statue ausdrückt, die der Abguss (Inv. 47) zeigt: Seine Haltung ist aufrecht, selbstbewusst stemmt er die Linke in die Hüfte. Das bärtige, idealisierte Gesicht ist stolz erhoben. Eng am Körper liegt ein Mantel an, das typische Gewand der Bürger Athens. Lange galt er den Athenern als Sinnbild des selbstbeherrschten Redners. Daher stellten sie um 340 v. Chr., das war 70 Jahre nach seinem Tod, diese Statue auf.
Als Komödiendichter behandelte Menander im 4. Jh. v. Chr. Themen aus dem Alltag der Menschen. Anders als Sophokles sitzt Menander mit gebeugtem Rücken auf einem Stuhl. Sein Gesicht zeigt außerdem individuelle Züge mit Altersspuren und er ist bartlos - ganz typisch für die Zeit Alexanders des Großen und danach. Zusätzlich zu seinem Mantel trägt Menander ein Untergewand. Die Statue wurde direkt nach seinem Tod um 290 v. Chr. für das Dionysos-Theater in Athen in Auftrag gegeben.
Das Besondere an diesem Abguss (Inv. 620): Fast alle Teile der ursprünglichen Statue – Sockel, Körper und Kopf – sind an verschiedenen Orten erhalten und hier im Gips zusammengesetzt.
#XvsY: Sophokles – ein gefeierter Tragiker, der als selbstbewusster Redner das idealisierte Vorbild der Athener Bürger verkörpert – versus Menander - ein erfolgreicher und gealterter Dichter, der gelassen auf einem eleganten Stuhl sitzt